Sonntag, 13.11.22, 15:00 Uhr / Mittelrheinpokal 1. Runde / FC Hürth – Fortuna Köln
Beim FC Hürth fehlte wie zuletzt schon mit Schmitz, Hoffmann, Miszkiewicz und Ziegler eine komplette Stamm-Abwehrreihe. Weitere Erschwernis: Schon in der 23. Minute musste Yalcin verletzt für Kato weichen. Fleischer half in der Innenverteidigung neben Park aus, Bonsu und Gaun übernahmen die Außenpositionen. Im Mittelfeld gab es eine Raute. Almeida und Kursunlu agierten als echte Stürmer. Ersatzkeeper Mehl bekam sein Pokalspiel, Kraus rotierte auf die Bank.
Fortuna Köln hatte weniger Personalprobleme und gönnte sich dabei die Schonung von den aktuellen Unterschiedsspielern Marquet (nicht im Kader, zuletzt leicht angeschlagen), Budimbu und Willms sowie den Stammkräften Kegel und Lanius (alle auf der Bank). Wie Hürth spielte man in einem 4-4-2, wobei die 4 im Mittelfeld flach agierte, bei der Batarilo in eine Linksaußenposition strebte und die zweite Spitze Schwadorf eine hängende war.
In den ersten 20 Minuten fand das Spiel überwiegend in der Hürther Hälfte statt. Dabei hatte die Fortuna in der 12. (kläglich vergeben) und 19. Minute (gut pariert von FCH-Keeper Mehl) auch ernstzunehmende Chancen. Danach konnten die Hürther sich befreien. Sinnbildlich dafür lief Gaun über links plötzlich immer weiter und immer weiter, bis er aus spitzem Winkel gegen den verdutzen Fortuna-Keeper Weis die Kugel irgendwie kullernd über die Linie bugsierte. Klasse Aktion von Gaun. Das Assist dürfte man Djemail gutschreiben können. Hürth war jetzt auf Augenhöhe und hatte in der 33. Minute, erneut assistiert von Djemail, mit Almeida – nennen wir es – eine halbe Chance. Danach übernahm wieder die Fortuna, aber wie zu Beginn, ohne wirklich druckvoll in Torraumszenen zu kommen. Ausgeglichen plänkelte man beidseits das Spiel in die Halbzeit.
Bis zur 58. Minuten sah man eine Mischung aus der 1. Halbzeit. Fortuna bemüht, aber ohne System und eine erkennbar klassenhöhere Qualität, der FC Hürth clever mitspielend. Dann wechselte Fortuna-Coach von Ahlen gleich dreifach. Budimbo, Kegel und Willms kamen für Nadjombe, Wellers und Schwadorf. Es ergab sich ein offensiveres 4-2-4-System, das in der 61.Minute eine erste Kleinchance und eine Minute später nach einer Ecke von Stanilewicz das 1:1 durch Willms hervorbrachte. An dieser Stelle war man aus Fortuna-Sicht geneigt zu sagen, „es geht doch – warum nicht sofort so“. Denn Fortuna Köln war erstmals schneller unterwegs als der FC Hürth, antizipierte besser und kreierte einige Chancen. Der FCH ließ sich aber nicht unterkriegen. Für einen Break der 20 Minuten Köln-Überlegenheit sorgte in der 77. Minute Djemail mit einer feinen Einzelleistung, die aber nicht zum Tor reichte. Die Fortuna antwortete mit Budimbu (82.) und einem Freistoß von Kegel (90+1), aber beide Male parierte Mehl ausgezeichnet. Es blieb beim 1:1. Verlängerung. Köln war in den 90 Minuten zwar überwiegend spielbestimmend, agierte aber zu oft planlos. Hürth das Gegenteil. Der Plan mitzuhalten ging auf und eine Überraschungschance führte sogar zum 1:0.
In der ersten Halbzeit der Verlängerung ergab sich, neben eine neuerlichen Abtasten, das Bild von davor. Fortuna spielte das Bällchen, ohne es an Hürth zwingend vorbei bringen zu können.
Dann folgte die 106. Minute. Bonsu zauberte seinen unwiderstehlichen Antritt auf den Platz. Wenn er von hinten ins Tempo kommt, hält ihn auch kein Vierligist auf. Er tankte sich auf der rechten Seite durch, überwand alle Gegner, passte fein nach innen und Jakob Göker (seit der 84. für Djemail auf dem Platz) schob nervenstark und gekonnt, als ob er nie was anderes tun würde, zum 2:1 für den FC Hürth ein. Starker Spielzug, starker Abschluss. Drei Minuten später reagiert die Fortuna mit einem Freistoß und einer Folgechance. Aber Pokaltorwart Mehl hielt die Führung fest. Das Hürther Publikum war nun – ok, ggf. ermüdet vom Dauersupport der Fortuna-Fans – richtig wach und schrie in der 114. Minute Ito (seit der 69. für Almeida auf dem Platz) bei einem Konter gegen das offene Scheunentor der Fortuna nach vorne und dieser erzielte überraschend trocken das 3:1.
Danach unterbrach der Schiedsrichter das Spiel. Wie schon beim 2:1 waren Hürther Zuschauer zum Jubeln auf den Platz gelaufen. Diesmal aber auch Fortuna-Fans, nicht so großflächig und aus Frust. Regeltechnisch macht das an sich keinen Unterschied, na ja, und die Unterbrechung war eher unnötig. Damit war das Spiel auch gelaufen. Nach dem Wiederanpfiff hatte die Fortuna zwar noch zweit weitere, zaghafte Versuche mal so etwas wie echte Torgefährlichkeit herzustellen, die aber vom sicheren Mehl beendet wurden.
Fortuna Köln hatte deutlich mehr Ballbesitz, dirigierte das Spiel auch überwiegend in die Hürther Hälfte, aber das meiste verpuffte schon vor dem 16er. So, fragt man die hohe Chancenqualität ab, blieb letztlich nur ein leichtes Übergewicht. Die Kölner konnten ihre individuelle Überlegenheit nicht in ein überzeugendes Spiel umsetzen. Es fehlten Kreativität und so was, was man heutzutage Matchplan nennt. Oder es war eben mal wieder kein guter. Das zieht sich wie ein Roter Faden durch die Saison. Dazu kam eine gewisse Überheblichkeit, nicht von der Spielerseite, sondern von Trainer, Verantwortlichen und Fans. Der FC Hürth (sehr gut ein- und aufgestellt von Coach Heitmann) blieb davon unberührt, agierte taktisch diszipliniert, defensivstark – mit einem wieder mal ausgezeichneten Goalie Mehl –, konditionell auf Augenhöhe und an den richtigen Stellen mit Mumm (Gaun, Bonsu) und nervenstark (J. Göker, Ito). So was kann man dann einen verdienten Sieg nennen.
FCH: Mehl – Bonsu (109. L. Göker), Fleischer, Park, Gaun – Yalcin (23. Kato) , Fiegen, Djemail (84. J. Göker), Keshta – Almeida (69. Ito), Kursunlu (79. Sabutekin) –
FK: Weis – Nadjombe (58. Budimbu), Scholz, Rumpf (79. Lanius), Langer (110. Di Fine) – Wellers (58. Kegel), Hölscher, Stanilewicz, Batarilo – Schwadorf (58. Willms), Lokotsch –
Chancen: 3:7 – Tore: 1:0 Gaun (29.), 1:1 Willms (62.), 2:1 J. Göker (106.), 3:1 Ito (114.) SR: David-Markus Koj – Zuschauer: 800