Eine Analyse des Pokalspiels gegen Viktoria Köln von Torsten Weyers
Um Amateure gegen Profis zu sehen, braucht es nicht den DFB-Pokal. Da reicht auch der Mittelrhein-Pokal. Insbesondere, wenn man wie der FC Hürth weit kommt. Nachdem man im Achtelfinale in einem berauschenden Pokal-Fight den Regionalligisten FC Wegberg-Beeck – eine Mannschaft, der man durchaus Halbprofitum attestieren kann – ausgeschaltet hatte, wartete nun im Viertelfinale mit Viktoria Köln eine echte Profimannschaft.
In Zahlen ausgedrückt, der 13. der 5. Liga gegen den 12. der 3. Liga. Oder nimmt man Marktwert und Etat, dürfte man kaum falsch liegen, wenn man diese Werte bei Viktoria Köln mindestens 25-mal höher einstuft als bei Hürth. Es lief auch keine Reservemannschaft bei Viktoria auf. Die meisten Akteure kamen mit der Empfehlung von zahlreichen Drittligapartien in dieser Saison. An sich also klare Verhältnisse.
Im Spiel war von diesen Klassenunterschieden jedoch kaum was zu sehen. Was an einer guten Hürther, nicht einer vermeintlich schwachen Leistung der Kölner lag. Diese hatten zwar mehr Ballbesitz und das Spiel fand überwiegend in der Hürther Hälfte statt, die Viktoria war also – wie man so sagt – spielbestimmend, aber letztlich ohne das Spiel zu bestimmen. So gab es in der ersten Halbzeit nicht eine nennenswerte Chance für den Drittligisten. Das, weil die Taktik von FCH-Coach Heitmann aufging. Man stand stabil, meistens richtig, machte die Räume eng. Dazu agierten die Hürther im Zweikampf auf Augenhöhe und brachten eine gute Ballsicherheit mit. Das einzige was fehlte, war etwas mehr Spielglück oder Mut bei Kontern wie z.B. über die agilen Bonsu und Keshta.
Nachdem die strategisch stark spielenden Zentrumspieler Tchakoumi, Okutan und Yalcin zwischen der 63. und 72. Minute ersetzt wurden, gab es einen leichten Bruch in der cleveren Hürther Gegenwehr. Die Viktoria kam zu ersten Chancen über die Mitte oder durch Standards, die Julian Mehl mit sehenswerten Paraden zunichtemachte. In der 91. Minute war aber auch er machtlos. Der Kölner Philipp nutzte den selten zur Verfügung stehenden Raum und schoss seine Mannschaft quasi in letzter Minute an einem Debakel vorbei ins Halbfinale.
Fazit: der FC Hürth konnte mithalten. Nicht nur durch Leidenschaft und eine kämpferisch wie taktisch herausragende Leistung, sondern weil man darüber hinaus auch spielerisch Akzente setzte. Ein tolles, gut organisiertes Fußballfest vor rund 1.100 Zuschauern mit einer starken Leistung der ersten Mannschaft. Das sollte Auftrieb für den ganzen Club geben. Und wer weiß, vielleicht ja auch Lust auf mehr FC Hürth beim zahlreich erschienenen Publikum.