Sonntag, 23.4.23, 15:30 Uhr / Mittelrheinliga 22. Spieltag / Fortuna Köln II – FC Hürth 3:1

von Torsten Weyers

Es war das Spiel des 13. gegen den 11. Die Fortuna zwei Punkte hinter Hürth, beide Teams mit
Abstiegssorgen. Fortuna brauchte den Sieg noch dringender, um Luft vor Platz 14 zu bekommen, der
FC Hürth wiederum wenigstens einen Punkt, damit die Fortuna nicht an ihr vorbeizieht. Die Kölner
holten zuvor zwei Unentschieden gegen die in der Tabelle oben platzierte Teams von Hohkeppel und
Wegberg. Hürth enttäuschte gegen zwei ähnliche Kaliber (0:0 gegen Bergisch Gladbach und 3:5
gegen Vichttal) aber auch nicht. Es roch also nach einer Partie auf Augenhöhe und kam zu einem
offenen Schlagabtausch.

Fortuna Köln begann im Vergleich zur Vorwoche mit fünf neuen Spielern in einem 4-2-3-1-System.
Darunter mit Keeper Buer sowie den Abwehrspielern Bauens und Derbali Nachwuchsspieler, die zum
Kader der ersten Mannschaft in der Regionalliga zählen. Und doch mit dabei, er war verletzt
gemeldet, der im Winter zur Fortuna zurückgekehrte Hamdi Dahmani (über 450 Spiele von Liga 3 bis
5), was sich noch bezahlt machen sollte.
 

FCH-Coach Heitmann brachte im Tor wieder Kraus für Mehl und Ito begann statt Loppe. Dieser
Wechsel hatte zur Folge, dass Kato und Fleischer im Vergleich zum letzten Spiel sozusagen eine Reihe
nach hinten rückten, während Ito den dort nicht genutzten zweiten Stürmerplatz neben Keshta
einnahm. Als System ergab sich ein 4-4-2, wobei im Mittelfeld die Außenspieler Bonsu und
Sabuktekin offensiv und die zentralen Akteure Kato und J. Göker defensiv orientiert waren.


Der FC Hürth war mit dem Anpfiff voll da, während Fortuna Köln das Gegenteil darstellte.
Unkonzentriert, fast schon müde wirkend, zweikampfschwach, ohne Plan. Hürth nutzte das in den
ersten 10 Minuten zu Offensivaktionen im Minutentakt und bereits in der 8. Minute ging man durch
Ito mit 0:1 in Führung. Vorausgegangen war ein langer, hoher Pass von Kato auf Ito. Dieser drehte
sich nach der Ballabnahme um den verdutzten Bauens und schloss mit einem trockenen Schuss ins
Eck ab. Die Fortuna-Verantwortlichen und Fans reklamierten – im Zweifel nicht ganz unbegründet –
auf Abseits, während die Fortuna-Spieler auf dieses ggf. aber auch zu viel spekuliert hatten. Bis zur
20. Minute blieb Hürth deutlich spielbestimmend, verwaltete aber schon zu früh das Spiel. So kam
Fortuna Köln in der 21. und 23. Minute erstmal etwas gefährlicher vors Tor und so halbwegs ins Spiel
hinein. Keshtas guter Schuss aus rund 20 Metern (35.), der nicht im Netz landete, konnte dies nicht
unterbinden. Die Fortuna hatte sich berappelt, durch Hornbruch (43.) eine gute Chancenmöglichkeit
und der FCH verpasst, die Führung mit konsequenter Torlust auszubauen.


Zur Pause wechselte Fortuna-Trainer Komorowski mit Cartus und Ezami zwei im Folgenden starke
Spieler ein und ordnete das Mittelfeld etwas konkreter. Diese Maßnahmen, sowie der zur frühe
Verwaltungsmodus der Hürther und dann ein schneller Freistoß nach Wiederanpfiff in der 46. Minute
kippten das Spiel. Antoski führte von rechts aus und den 1,91m-großen Bauens konnte niemand der
Hürther verteidigen, so dass er per Kopf den Ausgleich erzielte. Der FCH besann sich nun wieder
darauf, auch in die letzte Zone zu kommen. Per Konter passte Keshta in der 54. Minute auf
Sabuktekin der zog in den 16er und spielte nach innen, aber Ito verpasste knapp. Drei Minuten später
folgte ein nicht ganz ungefährlicher Freistoß von Keshta. Dann übernahmen die Südstädter die
offensive Regie und setzen in der 62. Minute gekonnt herausgespielt nach letztem Pass von San Jose
den Routinier Hamdi Dahmani in Szene. Er bedankte sich mit dem 2:1 für Fortuna Köln.

Zwei Minuten später antwortet J. Göker mit einer Torchance per Kopfball. Das Spiel war in dieser Phase
ausgeglichen. Es wurde um jeden Meter gekämpft, mit deutlicher Härte bis hin zu Nickligkeiten, die
der Schiedsrichter oft aber laufen ließ oder tendenziell bei den Hürthern mehr bestrafte (vier Gelbe
für Hürth, inklusive Trainer, nur eine für Köln). Es ging rauf unter runter und zahlreiche
Torraumszenen entstanden. Mehr und mehr kristallisierte sich im letzten Drittel des Spiels aber dann
die Fortuna als das nun spielerisch bessere Team heraus, das vor allem auch systematischer vorging.
Daran änderte auch eine Großchance von Kametas in der 76. Minute nichts. Sein Kopfball nach

Freistoß von Keshta prallte glücklos an die Latte. Die Fortuna blieb in der zweiten Halbzeit nicht

unbedingt das überlegene, aber dann doch bessere Team. Kreierte mehr Chancen- und
Tormöglichkeiten. Der FC Hürth hatte neben einem Freistoß von Keshta (89.) seine beste Aktion in
einem Rückpass des Fortunen Bauens, der am Torwart Buer vorbei ging, aber ins Aus kullerte. Das 3:1
von Ezami nach Zuspiel von Blumenthal in der 90.+3. Minute entsprang dann der inzwischen offenen
Abwehr der Hürther und war letztlich in der Konsequenz auch verdient, weil Fortuna Köln, im
Gegensatz zum FC Hürth, nach seinen Toren im Offensivdruck nicht nachließ.


Auch wenn die Partie für den FC Hürth einen schlechteren Ausgang nahm und hier immerhin zwei
Teams aus der Abstiegszone gegeneinander spielten, das Spiel war beste Werbung für die
Mittelrheinliga. Gezählte 56 Offensivaktionen (30:26) mit je acht Torchancenmöglichkeiten (4:4) und
tatsächlichen Torchancen (4:4), jeweils mit leicht höherer Qualität bei der Fortuna, sorgten für einen
offenen Schlagabtausch und ein spannendes Spiel.


Die Zahlen sprechen letztlich für einen verdienten Sieg der Südstädter. Noch ausschlaggebender war
aber, dass Fortuna Köln nach seinen Toren weiter druckvoll nach vorne spielte. Hürth verpasste
dagegen nach dem 0:1, als die Fortuna in der ersten Halbzeit eher neben sich als auf dem Platz stand,
den Ausbau der Führung vehement anzugehen. Außerdem sorgten die Spielerwechsel bei Köln
sowohl individuell als auch in der Spielanlage durch eine bessere Justierung im Mittelfeld für eine
deutliche Verbesserung, während die Wechsel bei Hürth verpufften oder sogar kontraproduktiv
waren. Spätestens nach dem 2:1 für Köln mangelte es an einem Konzept, hier mit einem Remis oder
Sieg vom Platz zu gehen.


FK II: Buer – Stacey (19. Agbo), Bauens, Camara, Derbali – Hornbruch (46. Cartus), Antoski – Wendel,
Simpson (46. Ezami), San Jose – Dahmani (74. Blumenthal) –
Ersatz: Wilsing (T), Kobayashi, Stüttgen, Wessels,
Trainer: Komorowski
FCH: Kraus – L. Göker (82. Tchakoumi), Schmitz, Fleischer, Park – J.Göker, Kato (78. Loppe), Bonsu,
Sabuktekin (67. Kametas) – Keshta, Ito (59. Plavulj) –
Ersatz: Mehl (T), Yalcin, Ganzhorn
Trainer: Heitmann
Torchancen: 4:4 – Ecken: 5:2
Tore: 0:1 Ito (Kato), 1:1 Bauens (Antoski), 2:1 Dahmani (San Jose), 3:1 Ezami (Blumenthal),
SR: Jean-Luc Behrens – Zuschauer: 190

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